Wenn man sich dieser Tage in Greifswald mit dem Fahrrad von außen auf das Stadtzentrum zubewegt, glaubt man schnell, die Stadt ist verweist. Die Pappelallee, sonst eine vielbefahrene Fahrradstraße ist wie leer gefegt. Vor der Universitätsbibliothek am Beitz-Platz stehen gerade mal 10 Fahrräder. Sogar nachts um 23 Uhr ist hier sonst mehr los. In US-amerikanischen Filmen würde vor so einer wüsten Kulisse ein Dornenbusch vom Wind durch das Bild getrieben werden. Hier fegt der Sturm nur die letzten Blätter des Herbstes und einsame Fahrradfahrer vor sich her.
Wie flügge gewordenen Jungvögel haben gefühlte 90 Prozent der 12.000 Studierenden Greifswald über die Festtage verlassen. Doch der Vergleich ist falsch, da diese Jungvögel ja wieder zurück ins Nest fliegen, um dort festlich Weihnachten zu feiern und sich füttern zu lassen. Der Altersdurchschnitt der Stadt steigt, der Titel “Jüngste Stadt” ist zeitweise verloren. Zurück bleiben nur die Pommern und wenige andere. Diese tummeln sich noch in der Altstadt und suchen schnell die letzten Weihnachtsgeschenke zusammen. Greifswald erfährt in den Winterferien das Schicksal, das der Stadt ohne Uni blühen würde.